Michael's Bankomatkarte
Michael fühlt sich gerade sehr allein. Heute hat sein Sohn geweint. Er ist der kleinste seiner drei Kinder. Nicht allzu lange ist es her, als er Vater von vier Kindern war. Das älteste Kind aber ist tot. Die Beerdigung musste durch einen Kredit finanziert werden.
Sein weinender Sohn ist heute fünf Jahre alt. Sie wollten einen Fußball kaufen. Doch das Bankomatgerät lehnte seine Karte ab. Wieder einmal. Und schlagartig fühlte Michael sich furchtbar allein. Weil seine Frau finanziell nicht mithelfen kann. Er schämt sich dafür. Dafür, dass er so denkt.
HINTERGRUND
Michael steht seit fast zwanzig Jahren am Fließband. Schichtarbeit. Der Konzern produziert Autoteile, Michael gilt als zuverlässig, präzise und höchst kompetent. Seine älteste Tochter war schwer behindert und starb vor einem Jahr. Michael sagt, das sei der Anfang vom Ende gewesen. Seine Frau ist bis heute nicht in der Lage, wieder arbeiten zu gehen.
Die Fixkosten für Wohnung, Versicherungen, Lebensmittel und Schulbedarf lassen es nicht zu, dass Michael seinen Kindern die Teilnahme an Freizeit- oder Schulveranstaltungen ermöglicht. So lebt die Familie still und sehr zurückgezogen, damit es niemand bemerkt.