Fasten in den Religionen
Fasten – Die Bedeutung des Fastens in den Religionen
Viele Menschen Fasten regelmäßig. Die Beweggründe dafür sind verschieden und können sowohl persönlich als auch religiös motiviert sein.
Durch die Kooperation zwischen dem Sonntagsblatt und ComUnitySpirit entstand eine Interview-Serie zum Thema Fasten in den Religionen, welche in der Beilag des Sonntagsblatts „Mein Fasten“ veröffentlicht wurden. Personen aus verschiedenen Religionen wurden zu ihren persönlichen Fasten-Erfahrungen befragt. Der Fokus wird dabei sowohl auf das Fasten in der jeweiligen Religions- und Glaubensgemeinschaft als auch auf den persönlichen Zugang der Interviewpartner:innen zum Thema gelegt.
Darüber hinaus behandelt ein zusätzliches Interview mit einer Apothekerin die medizinische Perspektive aufs Fasten und zeigt, welche Vorteile Fasten für die Gesundheit haben kann.
Nachstehend können Sie die Interviews in voller Länge nachlesen und spannende Einblicke rund ums Thema Fasten in den Religionen erhalten!
Fasten und das richtige Leben – Orthodoxe Kirchen
(C) The Schubidu Quartet
Zur Person: Grigorios Larentzakis ist Universitätsprofessor, Mitglied des interreligiösen Beirats für die griechisch-orthodoxe Kirche Graz und des Ökumenischen Forums.
Wie wird in den orthodoxen Religionen traditionell gefastet?
Die großen Fastenzeiten in den orthodoxen Religionen sind vor Weihnachten und Ostern und vor der Entschlafung Marias im August. Grundsätzlich gelten auch der Mittwoch und Freitag als Fastentage.
Der Bezug auf das richtige Leben, also die Verbindung mit anderen Menschen sowie die eigene Lebensführung und –haltung, sind das wichtigste beim Fasten. Das bedeutet nicht, dass das Fasten etwa von bestimmten Lebensmitteln unwichtig ist. Aber man soll das Fasten nicht nur auf etwas Materielles reduzieren.
Das Konzil der orthodoxen Kirchen nimmt wieder Bezug auf eine Position des Heiligen Vasilius: „So reicht es für ein Lobenswertes fasten nicht aus auf Nahrungsmitteln zu verzichten. Lasst uns viel mehr in einer annehmbaren Weise fasten, die Gott wohlgefällig ist. Wahres Fasten wendet sich gegen das Böse. Es ist die Enthaltsamkeit der Zunge, es bedeutet den Zorn im Zaum zu halten, ist Trennung von Lüsten, übler Nachrede, Lüge und Meineid. Verzicht auf diese Dinge ist das wahre Fasten und wahres Fasten ist gut.“
Wie wichtig ist das Fasten in den orthodoxen Religionen?
Das Fasten hat in der orthodoxen Kirche eine zentrale Bedeutung. Mit dem Fasten setzen wir die frühkirchliche Tradition fort. Die gesamtorthodoxe Synode, die im Jahre 2016 auf Kreta stattfand, verfasste dazu auch ein eigenes Dokument über das Fasten, das die spirituelle Bedeutung der Frühkirche wiederaufgenommen und bestätigt hat. Gläubige sollten diese Bedeutung auch wahrnehmen und das Fasten genau einhalten.
Unter bestimmten Umständen, hat die gläubige Person natürlich das Recht, gar nicht oder weniger streng zu fasten. Das trifft etwa auf Leute zu, die im Militär sind, schwere Arbeit leisten oder auch in einem Land leben, in dem die Fastenspeisen nicht leicht zu bekommen sind. Dies geht auf die sogenannte Oikonomia, das Prinzip der Toleranz, zurück. Fasten soll nämlich nicht die Gesundheit der Menschen belasten, sondern eine bewusste Übung sein, auf Materielles zu verzichten.
Außerdem haben Studien bereits erwiesen, dass Fasten neben dem spirituellen Aspekt auch für die Gesundheit fördernd ist.
Wie wird das persönliche Fasten gelebt?
Fasten ist etwas Höchstpersönliches. Es ist ein Zeichen der Frommheit. In den orthodoxen Religionen wollen wir daher nicht großartig über die eigenen Fastengewohnheiten reden oder gar damit prahlen, dass wir fasten.
Dazu gibt es auch ein gutes Gleichnis: Wenn man in der Fastenzeit zum Essen eingeladen wird und wenn auf dem Tisch keine Fastenspeisen stehen, sagt man den Gastgebenden nicht, dass man fastet. Man isst was auf den Tisch kommt und zurück im Kloster fastet man dann „doppelt“ so streng.
Fasten als Zeichen von Trauer – Judentum
(C) Granatapfel Kulturvermittlung
Zur Person: Ruth Kathrin Lauppert-Scholz ist angewandte Religionswissenschaftlerin und Gründerin der „Granatapfel Kulturvermittlung“ für Judentum, interreligiösen Dialog und Gedenkarbeit, u.a. zum Holocaust.
Wie wird in Ihrer Religion traditionell gefastet? (Wann? Was genau?)
Im Judentum gibt es 2 „lange Fastentage“, an denen ca. 25 Stunden nichts Festes und Flüssiges zu sich genommen wird, sowie das Rauchen, Geschlechtsverkehr, Schminken, Waschen und jegliche Art von Vergnügen verboten sind. Die Fastenzeit beginnt nach der jüdischen Tradition am Beginn des Tages also bei Sonnenuntergang und endet, wenn die ersten 3 Sterne am Himmel sind. Im Schnitt sind das also ca. 25 Stunden.
Der wichtigste dieser „langen Fastentage“ ist Jom Kippur am 10. des jüdischen Monates Tischri (also im September oder meist Oktober), also 10 Tage nach dem jüdischen Neujahrsfest, Rosch Haschannah.
Alle jüdischen Feiertage in der Diaspora, also außerhalb Israels, werden 2-tägig begangen, außer Jom Kippur, denn 50 Stunden fasten ist kaum zumutbar. Es ist der einzige Fasttag, der auch an einem Shabbat eingehalten wird (alle anderen werden verschoben) und der einzige, der in der Torah erwähnt ist, wodurch er herausragende Bedeutung hat.
Der 2. lange Fastentag ist Tischa beAv, also der 9. des jüdischen Monats Aw.
Neben dem Fasten hat dieser Tag auch den Charakter des Trauerns, weil diesem Tag der Zerstörung des Tempels in Jerusalem und weiterer Unglücke für das Judentum, die an diesen Tag gefallen sind, gedacht wird. Somit bildet dieser Tag Höhepunkt und Abschluss einer dreiwöchigen Trauerzeit, bei der manchmal auch auf Fleisch, Fisch oder süße Früchte verzichtet wird und in der Regel keine Hochzeiten stattfinden.
Neben den langen, gibt es auch die kurzen Fastentage, bei denen erst ab der Morgenröte bis zum Einbruch der Dunkelheit gefastet wird und die meist nur von orthodoxen Juden und Jüdinnen* eingehalten werden.: Das Esther-Fasten am Tag vor Purim, das Fasten der Erstgeborenen am Tag vor Pessach, Schiwa Assar beTammus bzw. der 17. Tammus, mit dem die 3-wöchige Trauerzeit beginnt, Gedalja-Fasten, ein historischer Bußtag sowie Assara beTevet, der 10. im jüdischen Monat Tevet, sieben oder 8 Tage nach Chanukkahende
Wie in anderen Religionen auch, müssen Schwangere, Stillende, Kranke und alte Menschen nach Rücksprache mit einem Rabbiner nicht fasten.
Fasten Sie? Was genau Fasten Sie? (Fleisch, Alkohol, Süßes, …)
In manchen Jahren zu Jom Kippur, so wie vorgeschrieben.
Was bedeutet Fasten für Sie persönlich?
Persönlich: Verzicht und da bin grundsätzlich ganz schlecht darin.
Im Judentum: Die Torah betont das Fasten als Zeichen von Trauer und um einem Gebet mehr Wirkung zu verleihen.
Wie erleben Sie Fasten? Als Verzicht oder als Bereicherung?
Vordergründig, während des Fastens, als Verzicht. Längerfristig als Bereicherung. Der Verzicht ist für mich auch die größte Herausforderung am Fasten. Da bin ich grundsätzlich ganz schlecht darin
Gibt es für Sie beim Fasten Herausforderungen?
Ja, der Verzicht.
Fasten als Gottesdienst – Islam
(C) privat
Zur Person: Lejla Alickovic ist Leiterin der Frauenabteilung des islamischen Kulturzentrums Graz.
Wie wird in Ihrer Religion traditionell gefastet? (Wann? Was genau? )Fasten Sie? Was genau Fasten Sie? (Fleisch, Alkohol, Süßes, …)
Das Fasten im Monat Ramadan gehört zu den fünf Säulen des Islam und ist eine Form des Gottesdienstes. Der Monat Ramadan ist der 9. Monat im islamischen Kalender (Mondkalender). Das Fasten im Islam heißt von Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang nichts zu essen und nichts zu trinken. Abseits dessen achtet man darauf sein eigenes Verhalten stetig zu verbessern.
Was bedeutet Fasten für Sie persönlich?
Für mich ist Fasten ein Gottesdienst. Es hilft mir die bedürftigen Menschen besser zu verstehen. Es bedeutet Geduld zu üben, bewusster und gesünder zu leben.
Haben Sie schon einen Ramadan durchgefastet?
Ich erinnere mich nicht an die Zeit wo ich nicht gefastet habe im Monat Ramadan 🙂
Wie erleben Sie Fasten? Als Verzicht oder als Bereicherung?
Ich erlebe es als Verzicht und Bereicherung zugleich. Ich verzichte aber auf weniger, und bekomme viel mehr zurück.
Gibt es für Sie beim Fasten Herausforderungen?
Nein.
Fasten und Freiheit – Hinduismus
(C) Pamir Harvey
Zur Person: Pamir Harvey ist Referent für soziokulturellen Dialog Afro-Asiatisches Institut Graz.
Wie wird in Ihrer Religion traditionell gefastet? (Wann? Was genau? )
Die meisten Hindus sind Vegetarier:innen, deshalb wird beim Fasten auf alle tierische Produkte außer Milch-Produkte verzichtet. Zusätzlich wird je nach Region auf einen Kohlenhydrat-Lieferant verzichtet. Es ist einem frei gestellt, wie das Fasten zu gestalten ist. Manche essen nur Obst. Andere verzichten auf eine Mahlzeit. Andere wiederum fasten den ganzen Tag. Auf regelmäßiges Wassertrinken wird auf alle Fälle Wert gelegt.
Gefastet wird an bestimmten Tagen der Woche. Je nachdem welche Gottheit geehrt werden soll, wählen die Gläubigen den entsprechenden Fastentag. An manchen religiösen Feiertagen wird auch gefastet.
Fasten Sie? Was genau Fasten Sie? (Fleisch, Alkohol, Süßes, …)
Während der Fastenzeit verzichte ich auf Zucker und zuckerhaltige Produkte. Da ich Vegetarier bin und kein Auto habe, muss ich nicht explizit auf das Fleisch- oder Autofasten achten.
Was bedeutet Fasten für Sie persönlich?
Fasten oder Verzicht ist in unserer Gesellschaft negativ konnotiert. Es wird mit Leiden und Mangel gleich gesetzt. Das hat auch seine Berechtigung. Für mich ist Fasten jedenfalls die Chance, die Freiheit von den Dingen, auf die man verzichtet, zu genießen. Wenn ich in der Fastenzeit den Zucker weglasse, dann feiere ich meine Unabhängigkeit von Zucker.
Wie erleben Sie Fasten? Als Verzicht oder als Bereicherung?
Fasten sehe ich als Freiheit. Freiheit von mentalen Konzepten und Abhängigkeiten.
Gibt es für Sie beim Fasten Herausforderungen?
Bei jedem Unternehmen gibt es Herausforderungen. Zucker (Saccharose) ist mittlerweile in fast jedem Produkt drinnen. Zusätzlich kommt es dazu, dass in unserer Gesellschaft Süßigkeiten immer als ein fixer Bestandteil von Feiern angesehen wird. In solchen Situationen „Nein“ zu sagen fällt einem schwer. Manche Menschen haben außerdem Schwierigkeiten ein „Nein“ zu akzeptieren.
Fasten als körperliche und geistige Angelegenheit – Bahá’í
(C) The Schubidu Quartet
Zur Person: Nadine Reyhani ist Volksschullehrerin und Mitglied des interreligiösen Beirats der Stadt Graz für die Gemeinde der Bahá’í.
Wie wird in Ihrer Religion traditionell gefastet? (Wann? Was genau? )
Die Fastenzeit in der Bahá’í-Religion findet immer 19 Tage lang – vor Náw-Rúz, dem Bahá’í-Neujahr im März – statt. In dieser Zeit essen und trinken Bahá’í in der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nichts.
Was bedeutet Fasten für Sie persönlich?
Für mich ist die Fastenzeit eine unglaublich bereichernde Zeit. Sie schärft das Bewusstsein, fördert die Genügsamkeit und die Selbstdisziplin und lässt die Dankbarkeit dort aufkeimen, wo man sie am wenigsten erwartet: Im Verzicht. Das Fasten ist laut Bahá’u’lláh nicht nur körperliche Enthaltsamkeit, sondern vor allem eine geistige Angelegenheit. In einem Gebet lesen wir: „So wie ich mich fleischlicher Wünsche enthalte und Speise und Trank entrate, so reinige und heilige auch mein Herz von allem außer der Liebe zu Dir.“
Ich finde diese Zeit sehr besonders und habe – wider Erwarten – mehr Energie als sonst. In der Früh nach dem Frühstück nehme ich mir mehr Zeit als sonst, um in den Bahá’í-Schriften zu lesen und zu beten und starte so viel ausgeglichener und bewusster in den Tag.
Mittlerweile weiß man ja auch über die gesundheitlichen Vorteile des sogenannten Intervallfastens Bescheid. Reisende, Kranke und schwangere oder stillende Frauen sind übrigens vom Bahá’í-Fasten befreit. Schließlich soll das Fasten ja eine gesundheitsfördernde Wirkung haben und nicht schwächen.
Wie erleben Sie Fasten? Als Verzicht oder als Bereicherung?
Ich erlebe den Verzicht als Bereicherung. Ich liebe es, zu kochen und auch zu essen und ertappe mich dennoch immer wieder dabei, schnell oder unbewusst zu essen, oder mehr zu essen als ich eigentlich brauche. In der Fastenzeit erlebe ich jedes Jahr ein spannendes Phänomen: je weniger ich in der Früh esse, desto besser geht es mir untertags. Abends freue ich mich schon auf das tägliche „Fastenbrechen“ am Abend – oft in Gesellschaft – merke dann aber, dass ich auch da gar nicht so viel brauche und essen kann, wie ich es glaube oder gerne würde. So oft kreisen die Gedanken ums Essen: Wann esse ich? Wo esse ich? Was koche ich? Was kaufe ich ein? Die Fastenzeit befreit einen gewissermaßen auch von diesen Gedanken ein wenig und macht Platz für bedeutsamere.
Gibt es für Sie beim Fasten Herausforderungen?
Manchmal gibt in der Fastenzeit Momente, in denen ich förmlich verführt werde zu essen – wenn jemand zum Beispiel untertags Geburtstag feiert. Als Volksschullehrerin passiert es mir immer wieder, dass Kinder in der Schule feiern. Die größte Herausforderung ist meiner Meinung nach aber eigentlich nicht das Essen, sondern genügend Schlaf zu bekommen. Die Sonne geht bei uns im März zwischen 6:40 Uhr und – in den letzten Tagen dann – 6:00 Uhr auf. Je nachdem, wie lange ich mir zum Frühstücken Zeit nehme, gehe ich meist früher schlafen als sonst. Ich kenne aber auch Leute, denen das Fasten per se sehr schwer fällt. Ich glaube, für jeden ist ein anderer Aspekt des Fastens herausfordernd, und das ist ja auch in Ordnung. Ich finde es hilft, wenn man sich in herausfordernden Momenten ins Bewusstsein ruft, welche Bedeutung hinter dem Fasten steckt und dass diese Loslösung und Enthaltsamkeit uns auch geistig wachsen lässt, weil sie eben in einer Form gefragt ist, wie sie sonst im Alltag nicht wird. Da nimmt man ein wenig Herausforderung schon in Kauf, finde ich.
Fasten zur Reinigung des Körpers und des Geistes – Buddhismus
(C) The Schubidu Quartet
Zur Person: Michael Aldrian ist buddhistischer Religionslehrer und Repräsentant der Steiermark für die Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft.
Wie wird in Ihrer Religion traditionell gefastet? (Wann? Was genau? )Fasten Sie? Was genau Fasten Sie? (Fleisch, Alkohol, Süßes, …)
Die Erwachensgeschichte des historischen Buddha beginnt mit strengem Fasten. Nachdem Siddhartha den Entschluss gefasst hatte aus dem gewöhnlichen Leben eines Fürstensohnes auszusteigen folgte er unterschiedlichen spirituellen Lehre(r)n seiner Zeit und wandte sich schließlich unbefriedigt von diesen ab, um es aus eigener Kraft zu versuchen. Dabei wählte er unter anderem die Askese des strengen Fastens: keine feste Nahrung und nur den Tau oder den Regen als Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Nach einiger Zeit war er so abgemagert, dass „seine Rippen wie die Sparren eins eingestürzten Daches hervorstanden“ und die Augen wie „tief im Brunnenschacht spiegelndes Wasser“ anzusehen waren.
Da sich aber keine Erkenntnis einstellen wollte und die letztendliche Befreiung vom Leiden in und an der Welt nicht reifte, ließ er von dieser strengen Askese ab und nahm die Gaben der Dorfbewohner an.
Der Mittlere Weg zwischen dem Überfluss der fürstlichen Herkunft und den Entbehrungen, den Extremen von zu viel und zu wenig, war gefunden; ein Aspekt des Erwachens zum Buddha.
In der Überlieferung heißt es ein Lautenspieler habe ihn auf diese Idee gebracht: Zu schlaff wird die Saite nicht klingen, zu straff gespannt wird sie reißen.
So kam es zur Empfehlung den Körper richtig und gut zu ernähren, nicht zu viel und nicht zu wenig zu sich zu nehmen, möglichst gar kein Fleisch zu essen und gelegentliches Fasten einzuhalten, ohne den Körper zu schwächen: Denn dieser Körper ist das „Fahrzeug“ mit dem wir das Leben durchqueren und meistern.
Rituelles Fasten wird zu bestimmten Zwecken ausgeführt, etwa zur Reinigung des Körpers und des Geistes von Gewohnheiten und Begierden. Spirituelle Erkenntnis kann dabei eintreten, steht aber nicht ursächlich in Zusammenhang.
Auch aus medizinischen Gründen wird im Buddhismus das Fasten empfohlen. In Verbindung mit den entsprechenden Rezitationen und Meditationen, die der Reinigung dienen, findet diese Praxis Eingang in den tantrischen Buddhismus.
Es gibt jedoch keine religiöse Verpflichtung zum Fasten.
Ordinierte (Nonnen und Mönche) legen unter anderem das Versprechen ab nach dem Sonnenhöchststand keine feste Nahrung mehr zu sich zu nehmen. Das Essen findet also am Morgen und bis Mittag statt. So ist der Körper befriedigt und danach benötigt er nur noch Flüssigkeit, um sich wohl zu fühlen.
Weder der leere noch der zu sehr gefüllte Bauch meditiert gerne 😉
Was bedeutet Fasten für Sie persönlich?
Für mich ist gelegentliches Fasten genau mit diesem (siehe oben) Hintergrund verbunden. Die Reinigungspraxis in Verbindung mit „Autofasten“ und „Computerfasten“ sind ein angenehmes und günstiges Mittel sich vorübergehend aus dem Trubel zu befreien und ein wenig innere und äußere Ruhe zu finden und Kraft für die nächsten Aufgaben zu schöpfen.
Haben Sie schon einen Ramadan durchgefastet?
Nein
Wie erleben Sie Fasten? Als Verzicht oder als Bereicherung?
Wenn freiwillig, dann ist es eine Bereicherung.
Das vorübergehende Auslassen von Mahlzeiten ist ein angenehmer Verzicht auf Gewohnheiten. Den Körper zu überfordern ist hingegen ein Hindernis auf dem Weg.
Gibt es für Sie beim Fasten Herausforderungen?
Wer mit dem Fasten etwas „erreichen“ will, wird nur Frustration erfahren. Fasten geht nur mit der Motivation des Loslassens, weshalb ich auch manche Fastenzeiten verkürze oder früher abbreche, denn es soll eine angenehme Erfahrung bleiben.
Fasten, um die Zellen zu reinigen – Medizinische Perspektive der Apotherkerin Nina Milenkovics auf das Fasten
Was sind aus medizinischer Sicht gesundheitliche Vorteile, wenn man fastet?
Ein Vorteil ist, dass die Zellen gereinigt werden – dies nennt sich in der Fachsprache „Autophagie“, quasi „die Entmüllung der Zelle“. Nachdem wir täglich Energie brauchen, ist der Körper dazu veranlasst den Müll aus den Zellen so zu verwenden, dass Energie daraus gewonnen wird. Dies ist gut, da wir den „Müll“, bzw. die Schadstoffe sowieso loswerden und nicht in unseren Körpern behalten möchten. Dieser Vorgang kann Krankheiten vorbeugen und eine Anti-Aging Wirkung haben, außerdem wird unser Metabolismus (Stoffwechsel, Anm. d. Red.) flexibler und fitter. Das „Training“ unseres Stoffwechsels hilft uns dabei, auch mal für ein paar Stunden ohne Probleme nichts essen zu müssen.
Merken Sie einen Trend bezogen auf das Fasten? Bzw. aus welchen Gründen wird Ihrer Erfahrung nach gefastet?
Ja, ich glaube schon, dass es momentan einen Trend hin zum Fasten gibt – vor allem auf Social Media und in den herkömmlichen Medien werden Fasten und viele Detox-Kuren stark propagiert. Das ist an sich nichts Schlechtes, meistens wird jedoch aus dem falschen Grund gefastet, nämlich um abzunehmen. Das funktioniert durch normales Fasten aber kaum. In meinen Augen sollte das Fasten eher der Gesundheit dienen.
Wie genau laufen von Ihnen angebotene Fastenkuren ab?
In meiner Apotheke gibt es keine eigenen Fastenkuren, ich habe jedoch mit meinen Followern auf Instagram gemeinsam gefastet. Hier habe ich über drei verschiedene Arten des Fastens aufgeklärt. Stufe eins, das Intervallfasten. Stufe zwei, 24-Stunden-Fasten. Stufe drei, 72-Stunden-Fasten.
Fasten Sie selbst? Wenn ja, warum und wie?
Ja, meistens praktiziere ich das Intervallfasten, damit der Körper Zeit hat sich zu regenerieren. Das Intervallfasten ist vor allem für Darm und Bauchspeicheldrüse gut. Dieses Mal habe ich jedoch 72 Stunden gefastet, eben auch aus bereits genannten Gründen: zur Autophagie, für Anti-Aging-Effekte und die Flexibilisierung des Metabolismus.