Im Regen vereint: Interreligiöser Spaziergang über den Grazer Zentralfriedhof
Am 07.06.2024 fand im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“ ein interreligiöser Spaziergang über den Grazer Zentralfriedhof statt. Trotz anhaltendem Regen fanden sich viele interessierte Besucher*innen ein, um sich intensiv mit dem Thema Sterben in verschiedenen Religionen auseinanderzusetzen. Die Veranstaltung bot eine einzigartige Gelegenheit, die Vielfalt der religiösen und kulturellen Perspektiven auf das Sterben und den Tod zu entdecken und zu erleben.
Der Abend begann pünktlich um 18 Uhr vor der Zentralfriedhofskirche mit einem besonderen religionsverbindenden Ritual. Dieses wurde von katholischen und muslimischen Vertreterinnen, Saskia Löser und Mevlida Mesanovic, gemeinsam gestaltet und stimmte die Teilnehmer*innen auf das zentrale Thema des Abends ein. Das Ritual diente dazu, den Anwesenden geliebte Menschen näherzubringen und positive Erinnerungen zu wecken.
Im Anschluss daran gab Expertin Barbara Amreich allgemeine Informationen über den Friedhof, bevor die Teilnehmer*innen zu einer Führung mit Vikarin Inge Lechner über den Altkatholischen Friedhof aufbrachen. Hier wurden die Bestattungsriten und -plätze der altkatholischen Gemeinde vorgestellt und die Himmelsspirale beschritten.
Der buddhistische Beitrag von Inge Brenner, der Repräsentantin des Interreligiösen Beirats, der anschließend folgte, bot Einblicke in die buddhistischen Vorstellungen von Sterben und Wiedergeburt. Danach führte der Weg die Besucher*innen zu den Ehrengräbern, Sozialgräbern und dem Kinderfriedhof sowie zum Mahnmal für die Opfer eines freien Österreichs 1934–1945.
Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der Beitrag aus der Gemeinde der Bahá’í, der die friedliche und einheitliche Sichtweise dieser Religion auf das Leben nach dem Tod erläuterte. Den Abschluss bildete eine Führung über den islamischen Friedhof mit dem Präsidenten der IRG Mehmet Celebi und dem Imam Fikret Fazlic, bei der die islamischen Bestattungsriten und die Bedeutung des Friedhofs im Islam nähergebracht wurden.
Trotz des widrigen Wetters war die Resonanz der Teilnehmer*innen äußerst positiv. Der interreligiöse Spaziergang ermöglichte es den Besucher*innen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bestattungsriten verschiedener Religionen zu erfahren und ein tieferes Verständnis für das Thema Sterben und Tod zu entwickeln. Der Grazer Zentralfriedhof erwies sich einmal mehr als ein Ort des Gedenkens und der Verbindung zwischen den Religionen.