Im zweiten Obergeschoss des Südflügels befindet sich der 1692/94 adaptierte barocke Bibliothekssaal. Unmittelbar gegenüber der barocken Treppenanlage liegt der Eingang mit einer aufwendigen Steinrahmung. Im Türgiebel weist eine Inschrift auf die Bedeutung dieses Raumes: "SAPIENTIA AEDIFICAVIT SIBI DOMUM / Prov. 9" (Die Weisheit erbaute sich ein Haus). Der große Saal besitzt heute nur noch die qualitätsvolle Stuckdecke, die dem Stuckateur Domenico Bosco zugeschrieben wird. Die einst bedeutende und durch viele Gönner geförderte Jesuitenbibliothek wurde nach der Ordensaufhebung in den Bibliothekssaal der Alten Universität transferiert.
Als der Bürgergassenübergang zum Dom im Jahre 1832 abgebrochen wurde, ging auch die im zweiten Stock befindliche Hl. Geistkapelle aus der Erbauungszeit verloren. So wurde der aufgelassene Bibliothekssaal als Kapelle für die Alumnen des Priesterhauses gerichtet und am
2. Oktober 1834 von Fürstbischof Roman Sebastian Zängerle eingeweiht.
Am Hochaltar befand sich eine Darstellung der Unbefleckten Empfängnis. 1963 wurde eine neue Kapelle über dem Refektorium errichtet, seither dient dieser Raum als "Barocksaal" für Vorträge und Veranstaltungen.
Quelle: Resch, Wiltraud/Mudrák, Attila: Die Stadtkrone von Graz,
Andreas Schnider Verlagsatelier, Graz u.a., 1994, S. 43.